Fürchtet sich der Hund „nur“ gerade vor etwas Konkretem oder ist er generell ängstlich? Die ersten Wochen zur Prägung und Sozialisierung nutzen.
Der Unterschied zwischen Angst und Furcht bei Hunden liegt in der Art ihrer Reaktion auf eine bedrohliche Situation. Angst wird als ein allgemeines Gefühl beschrieben, bei dem das Lebewesen nicht bewusst weiß, was als Nächstes passiert. Es fehlt eine klare Auslöser-Objekt-Verbindung, und der Hund kann die Gefahr nicht abwenden.
Furcht hingegen ist eine zielgerichtete Reaktion auf ein konkretes, greifbares Objekt oder eine Situation, die dem Hund eine Bedrohung vermittelt. Es kann Flucht- oder Schutzverhaltensweisen hervorrufen. Im Gegensatz zur Angst weiß der Hund bei der Furcht, was als Nächstes kommt. Die Furcht bleibt auf ein konkret benennbares Ziel gerichtet.
Ein weiterer Unterschied besteht darin, dass Angst sich ausdehnen und auf andere Bereiche übergreifen kann, während Furcht auf das spezifische Objekt oder die spezifische Situation beschränkt bleibt. Die Furcht ist somit eine spezifische Form der Angst.
Es ist wichtig zu beachten, dass diese Begriffe aus dem menschlichen Bereich stammen und es für Hunde keine einheitlichen Klassifikationsrichtlinien gibt. Dennoch werden die Begriffe Angst und Furcht verwendet, um verschiedene Reaktionen von Hunden auf bedrohliche oder beängstigende Situationen zu beschreiben.
Ab wann können Welpen Angst empfinden und wie kann man die Zeit bis dahin nutzen
Hundewelpen werden ab dem Zeitpunkt, an dem sie geboren werden, allmählich mit verschiedenen Reizen und Erfahrungen konfrontiert, die ihre Entwicklung beeinflussen. Es ist wichtig anzumerken, dass Welpen von Natur aus neugierig und mutig sind, da sie die Welt um sie herum erkunden möchten. Sie haben jedoch auch angeborene Instinkte, die ihnen helfen, potenzielle Gefahren zu erkennen.
Während es schwierig ist, eine genaue Woche anzugeben, bis zu der Hundewelpen keine Angst haben, ist es normalerweise so, dass Welpen im Alter von 8 bis 12 Wochen beginnen, verschiedene Ängste zu entwickeln. Dies ist die Zeit, in der sie normalerweise von ihrer Mutter und Geschwistern getrennt werden und in ihr neues Zuhause umziehen.
Es ist wichtig, Welpen in dieser Phase behutsam zu sozialisieren und ihnen positive Erfahrungen mit verschiedenen Menschen, Tieren, Geräuschen und Umgebungen zu ermöglichen. Eine gute Sozialisierung und ein einfühlsamer Umgang können dazu beitragen, die Entwicklung von Ängsten zu minimieren und ihnen zu helfen, zu selbstbewussten und gut angepassten erwachsenen Hunden heranzuwachsen.
Jeder Welpe ist jedoch individuell, und einige Welpen können möglicherweise etwas früher oder später als andere ängstliche Reaktionen zeigen. Es ist wichtig, die Bedürfnisse und das Verhalten jedes Welpen individuell zu beobachten und entsprechend zu reagieren.
Kann ich den Welpen auch nach der 12. Woche noch unheimliche Erfahrungen angstfrei beibringen
Keine Angst, natürlich ist es auch nach dem Einsetzen der Angst noch möglich, den Hunden aufregende Erfahrungen schonend beizubringen. Die Prägungsphase bei Hunden ist eine wichtige Entwicklungsperiode, in der sie neue Erfahrungen machen und ihre Umgebung kennenlernen. Diese Phase beginnt normalerweise in der dritten bis vierten Lebenswoche und dauert bis zur zwölften bis sechzehnten Lebenswoche eines Welpen. Darum ist es auch so wichtig, dass ihr bei der Auswahl eurer ZüchterInnen, sofern der Hund aus einer Zucht kommen soll, darauf achtet, dass diese euren kleinen Liebling schon gut auf die Welt vorbereiten. Durch verschiedene Untergründe auf denen die Welpen laufen, Klingeln an der Türe, Besucher, Kinder, andere Tiere, Geräusche von Waschmaschine, Geschirrspüler und Staubsauger (eventuell Geräusch CDs) u.v.m.
Während dieser Zeit sind Welpen besonders empfänglich für Eindrücke und lernen schnell. Sie nehmen ihre Umwelt intensiv wahr und sammeln wichtige Informationen über Menschen, andere Tiere, Geräusche, Gerüche und Umgebungen. Es ist in dieser Zeit entscheidend, dass Welpen positive Erfahrungen machen und eine breite Sozialisation erfahren.
Die Prägungsphase hat einen großen Einfluss auf das Verhalten und die Persönlichkeit des Hundes im späteren Leben. Wenn Welpen während dieser Phase positive Erfahrungen mit verschiedenen Reizen machen, werden sie wahrscheinlich gut sozialisierte und ausgeglichene Hunde werden. Umgekehrt können negative oder traumatische Erfahrungen während dieser Zeit zu Verhaltensproblemen und Ängstlichkeit führen.
Es ist wichtig, während der Prägungsphase eines Welpen eine sorgfältige Sozialisierung und positive Trainingserfahrungen zu bieten, um eine gesunde Entwicklung und ein positives Verhalten zu fördern. Der Zeitraum der Prägungsphase kann variieren, aber im Allgemeinen geht man davon aus, dass sie mit der 16. bis 18. Woche endet.
Welpen nicht überfordern
Obwohl die Prägungsphase zeitlich begrenzt ist gilt es, die Welpen trotz der Motivation ihnen in der Zeitspanne möglichst viele neue Eindrücke zu vermitteln, nicht zu überfordern. Während dieser sensiblen Entwicklungsperiode sollten Welpen positive Erfahrungen machen und lernen, aber gleichzeitig sollten sie nicht mit zu vielen neuen Eindrücken überfordert werden. Hier sind einige Empfehlungen, um eine übermäßige Belastung zu vermeiden:
- Schrittweise Einführung: Führt euren Welpen schrittweise an neue Erfahrungen heran. Beginnt mit einer ruhigen und sicheren Umgebung und ermöglicht ihm, sich an seine neue Familie und das Zuhause zu gewöhnen. Fügt nach und nach neue Reize hinzu, wie andere Menschen, Tiere, Geräusche und Umgebungen.
- Positive Verstärkung: Belohnt euren Welpen für mutiges und positives Verhalten. Lobt und belohnt ihn, wenn er neuen Situationen begegnet und sie bewältigt. Dies wird ihm helfen, positive Assoziationen mit neuen Erfahrungen zu entwickeln.
- Beobachtet die Reaktionen: Achtet dabei auf die Körpersprache eures Welpen. Wenn er Anzeichen von Angst, Unwohlsein oder Überforderung zeigt, solltet ihr die Intensität der Erfahrung reduzieren oder ihm eine Pause gönnen. Drängt ihn niemals dazu, Situationen zu bewältigen, die er offensichtlich nicht verkraftet. Das beschädigt das Vertrauen eures Welpen zu euch als Bezugsperson und ist schlecht für die Bindung.
- Langsame und kontrollierte Sozialisierung: Sozialisierung ist wichtig, aber es ist ratsam, sie in einem kontrollierten Umfeld durchzuführen. Lasst euren Welpen mit gut sozialisierten und freundlichen Hunden interagieren, achtet jedoch darauf, dass die Begegnungen positiv verlaufen. Nicht alles was wie Spiel aussieht ist auch Spiel. Mehr dazu im Artikel „Spiel ist nicht gleich Spiel“.
- Ruhezeiten: Gebt eurem Welpen ausreichend Zeit zum Ausruhen und Entspannen. Welpen haben viel Energie, aber es ist wichtig, ihnen auch genügend Zeit zum Schlafen und Regenerieren zu geben. Übermüdung kann zu Reizüberflutung führen. Mehr dazu in unserem Webinar „Die Grundbedürfnisse des Hundes“.
Jeder Welpe ist individuell, daher ist es wichtig, auf die Bedürfnisse und Grenzen eures eigenen Welpen einzugehen. Eine angemessene Balance zwischen neuen Erfahrungen und ausreichender Ruhe ist entscheidend, um eine gesunde Entwicklung während der Prägungsphase zu gewährleisten.
Eine Hilfe für die Wochen der Prägung – die Checkliste
Damit ihr einen Überblich erhaltet, auf was man alles achten soll, haben wir euch eine Checkliste vorbereitet, die ihr gerne bei uns anfordern könnt.
Kann man Angst verstärken?
Entgegen der überholten Ansicht, man kann Angst beim Hund dadurch verstärken, dass man auf seine Ängste eingeht und ihm Sicherheit anbietet, was natürlich totaler Blödsinn ist, gibt es sehr wohl Risiken, Ängste zu verstärken. Unsere Hunde können durch verschiedene Faktoren Ängste entwickeln, und wie wir auf ihre Ängste reagieren, kann ihre Reaktion verstärken oder mildern. Hier sind einige Möglichkeiten, wie Angst bei Hunden verstärkt werden kann:
- Bestrafung oder negative Verstärkung: Wenn ein Hund eine angstauslösende Situation erlebt und daraufhin bestraft wird oder negative Verstärkung erfährt (z. B. Schreien, Ziehen an der Leine, Gewalt), kann dies seine Angst verstärken. Der Hund verknüpft die Bestrafung mit der Situation und kann in Zukunft noch ängstlicher darauf reagieren. Leider immer noch zu beobachten bei Laien im Schutz- oder Rettungshunde Sport, die die Körpersprache des Hundes falsch lesen, eine sich anbahnende, leichte Ängstlichkeit der Hunde nicht erkennen und eine ungewollte Reaktion des Hundes auf den Schuss im Training als „Ungehorsam“ interpretieren und den Hund anbrüllen und / oder an der Leine ziehen. Das ist das ideale Trainingskonzept dafür, leicht ängstliche Hunde für immer oder lange Zeit zu absolut schussunsicheren Hunden zu machen, was auch oft geschieht.
- Überforderung: Wenn ein Hund übermäßig mit angstauslösenden Reizen konfrontiert wird und keine Möglichkeit hat, sich zurückzuziehen oder sich sicher zu fühlen, kann dies seine Angst verstärken. Eine Überforderung kann dazu führen, dass der Hund traumatisiert wird und seine Angst langfristig verstärkt wird. Darum gilt es, die Desensibilisierung von Ängsten sehr behutsam durchzuführen, mit viel Abstand zum Stressor, den der Hund nur unterschwellig wahrnehmen soll, während versucht wird, den Stressor mit einem positiveren Gefühl zu überlagern.
- Unsicheres Verhalten des Halters: Hunde sind in der Regel darauf bedacht, die Reaktionen und Signale ihres Halters zu interpretieren. Wenn ein Halter unsicher oder ängstlich auf eine angstauslösende Situation reagiert, kann der Hund dies als Bestätigung seiner eigenen Ängste interpretieren und sich noch ängstlicher verhalten. Darum zwar auf den Hund eingehen, aber dabei nicht zulassen, dass man selbst Angst davor hat, der Hund könnte ängstlich auf den Stressor reagieren. Der Hund kann nicht differenzieren, ob sich die Angst seines Halters auf die Situation bezieht, dass der Hund gleich Angst haben könnte oder auf den Stressor, der ihn in Angst versetzt.
Es ist wichtig zu beachten, dass die Behandlung von Angst bei Hunden eine komplexe Angelegenheit ist und professionelle Unterstützung von HundetrainerInnen oder VerhaltensspezialistInnen erforderlich sein kann. Qualifizierte ExpertInnen können euch helfen, die Angst eures Hundes zu verstehen und geeignete Strategien zu entwickeln, um sie zu mildern und das Vertrauen des Hundes aufzubauen.